Sonntag, 3. Februar 2013
Es
Ich mag keine Überraschungen. Ich werde über alles Anstehende gern frühzeitig und möglichst genau informiert, damit ich mich physisch und psychisch darauf einstellen kann.
Derzeit fragen alle: "Möchtet ihrs wüsse?" Oder: "Wüssed ihrs scho?"
"S" meint übrigens unter Insidern, also werdenden Eltern, das Geschlecht des Kindes. Und ja, ich wollte es wissen.
Dann sagen sie, fast enttäuscht: "Wänd ihr oi nöd überrasche lah?"
Ich meine, so alles gut geht, wird ab Mitte Mai ein mir bis anhin nur von ein paar unscharfen Bildern bekannter Mensch schlüpfen. Ist das nicht Überraschung genug?
Und jetzt mal ehrlich: Wie gross ist der Unterschied, es jetzt, oder erst in ein paar Monaten zu erfahren?
Irgendwie vermute ich, dass es mir in dem Moment, wo ich realisiere, dass ich die Strapazen der Geburt anscheinend lebendig hinter mich gebracht habe, völlig egal sein wird, ob ich gerade einen Jungen, ein Mädchen oder eine kleine Giraffe zur Welt gebracht habe, solange das Ding gesund und munter ist.
Es jetzt zu erfahren hilft mir, mich ein klitzekleines bisschen mehr auf das Menschlein vorzubereiten, das in der Zwischenzeit so wild in meinem Bauch herumschwurbelt.
Manchen werdenden Eltern geht es ja ähnlich. Auch sie wollen es wissen. Wenn man sie dann aber zu gegebener Zeit, also um die zwanzigste Schwangerschaftswoche herum, fragt, denn das ist eine der Fragen, die man angehenden Eltern anscheinend stellt, gehört sie doch zu den Top-Ten der Schwangerschaftsfragen, unter denen ascheinend "Habt ihr schon einen Namen?", "Ist dir oft schlecht?" und auch: "Und, irgendwelche merkwürdigen Gelüste?" rangieren; wenn man sie also fragt, ob sie es schon wissen, dann antworten sie ganz geheimnisvoll: "Ja, aber mir sägeds nöd!"
Verzeiht mir, wenn ich jetzt jemandem zu nahe trete, aber was beabsichtigt ihr damit?
Denkt ihr nicht auch, dass es allen, die direkten Blutsverwandten mal ausgenommen, herzlich egal ist, ob ihr in absehbarer Zeit nun einen Jungen oder ein Mädchen bekommt? Wir fragen ohnehin nur aus Höflichkeit!
Nicht dass es mich nicht interessiert, versteht mich nicht falsch, aber ich klatsche nicht in die Hände, verwerfe die Arme und hüpfe vor lauter Überraschung auf und ab, wenn ich dann die SMS oder die Babyanzeige erhalte, aus der ich erfahre dass Hans-Peter und Ursula nun einen Jungen namens Alec-Benjamin bekommen haben. Ich würde mich genau gleich doll freuen und tierisch überrascht sein, wenn ich läse, dass sie nun stolze Eltern einer Leonie-Lara geworden wären.
Ja, es ist etwas ganz Besonderes, wenn einem im Bauch plötzlich ein kleiner Mensch wächst, das weiss ich jetzt aus Erfahrung. Und dass das etwas sehr Persönliches und Intimes ist, auch. Dennoch, ewig kann man das ohnehin nicht geheim halten. Irgendwann erfahren auch wildfremde Menschen, dass man ein Kind bekommen und auch, welches Geschlecht es hat. Spätestens wenn es in der Warteschlange der Migros-Kasse einen Trotzanfall hat. Dann würde ich allerdings verstehen, wenn man die Verwandtschaft mit dem Kind geheim halten möchte.
Nun gut, jede und jeder soll selber entscheiden.
Wir jedenfalls, das wissen wir nun, werden einen kleinen Jungen bekommen.
Und dass der uns in den nächsten paar Jahren noch mit ein paar Überraschungen beglücken wird, davon ist auszugehen.
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