Sonntag, 21. April 2013

Männersache

Warum die so grimmig schauen? Wahrscheinlich müssen sie zum Geburtsvorbereitungskurs.

Nachdem man monatelang gebangt hat, dass das Kind drinnen bleibt, ist es nun plötzlich an der Zeit, sich auf sein Rauskommen vorzubereiten. Dazu werden epische Ausflüge in Baby- und Kinderfachgeschäfte unternommen, sämtliche weiblichen Verwandten und Bekannten, die schon geboren haben,
langen Verhören unterzogen und nächtelang einschlägige Literatur, Websites und DOK-Filme konsumiert.

Ach ja, ein Geburtsvorbereitungskurs gehört ebenfalls dazu. 

Nun wage ich aber zu behaupten, dass drei Viertel der Erstgebärenden drei Viertel der darin vermittelten Informationen kennen. Aber die Kurse sind ja nicht für Frauen, sondern für deren Männer gedacht.

Denn diese* leben bis zum  Tag des positiven Schwangerschaftstests in einem grösstenteils babyfreien Nirvana.
Und auch danach
zeigen die werdenden Väter von sich aus eher wenig aktives Interesse an den Vorgängen in der Schwangerschaft und den Herausforderungen der Geburt und des Wochenbetts.
  
Sie nehmen an, dass wir schon wüssten, was wir tun, da das Kind schliesslich in unserem Körper heranwächst. Nur weil wir einen Uterus und Eierstöcke unser eigen nennen, wüssten wir, worum es geht, wenn von Dingen wie Pucken, Kindspech, Dammschnitt, MuMu oder PDA die Rede ist. (Wohingegen es für sie in Ordnung ist, bei Kolostrum an römische Ruinen, bei Wochenbett vielleicht an John Lennon und Yoko Ono und bei Majahocker an ein neues Must-have für das designbewusste Wohnzimmer zu denken.)

Als ob uns der Gedanken, dass bald ein lebendes Menschlein zwischen unseren Beinen hervorschlüpft, rein durch die Zusammenstellung unserer Organe weniger erschrecken würde!


Ein Stück weit haben die Herren ja Recht. Bestimmt helfen uns fraunespezifische Hormone gewisse Fragen rund ums Brüten und Nesten rein intuitiv zu beantworten. Ausserdem sind
die Themen Kinder, Erziehung, Geburt und Schwangerschaft in allen seinen teilweise haarsträubenden Details unter Frauen bereits von Kindsbeinen ein Thema. Dazu muss man nur zweijährige Mädchen und ihre Puppen beobachten.

Der grösste Teil unseres Wissens aber ist hart erarbeitet. Schliesslich sind wir gezwungen, uns allerspätestens nach dem positivem Schwangerschaftstest mit den Themen zu befassen, sind wir es doch, die im entscheidenden Moment die Folgen mangelnder Vorbereitung ausbaden müssen.

Wenn sie sich ansonsten liebevoll und geduldig um uns kümmern, nehmen wir es den Vätern auch nicht übel, wenn wir diejenigen sind, welche die Vor- und Nachteile von Pampers vs. Stoffwindeln abwägen müssen, entscheiden sollen, ob und wenn ja welche Muttermilchpumpe angeschafft werden soll und nächtelang auf Ricardo nach Dondolos und Tripp Trapps suchen müssen. Wir sind noch nicht mal böse, wenn sie nicht wissen was Dondolos und Tripp Trapps sind und warum man diese unbedingt haben muss.


Nur zum Geburtsvorbereitungskurs müssen sie mitkommen, damit sie wenigstens über die rudimentärsten Basics der prä- und postnatalen Vorgänge Bescheid wissen. Anders als am heimischen Küchentisch gibt`s
da kein Entkommen. Dafür sorgen die strengen Blicke der Hebammen und die überwältigende Anzahl kugelbäuchiger Frauen. Da können sich die Herren der Schöpfung noch so sehr in die hinterste Reihe verkrümeln.

Und jetzt mal ehrlich: Die letzten paar Jahrtausende haben euch etwas Blut und ein paar verstreute innere Organe auch nicht davon abgehalten, euch mit Keulen, Schwertern und Maschinengewehren auszutoben
. Auch bei Fussballspielen machen euch ein bisschen Dreck und Gebrüll nichts aus. Da werdet ihr eine Geburt und vor allem einem Geburtsvorbereitungskurs bestimmt unbeschadet überstehen.

*Damit meine ich jetzt nicht nur meinen. Stichprobenartige, wenn auch nicht respräsentative Umfragen unter Freundinnen kamen zum selben Ergebnis.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen